Keynote Speech ADFC NRW Sternfahrt Düsseldorf 07.05.2023

Am Sonntag war ich auf der Sternfahrt Köln Keynote Speaker im Kundgebungsprogramm. Das war meine Rede:

Es gilt das gesprochene Wort

Liebe Freundinnen und Freunde,


es gibt Menschen, die sagen, das Smartphone habe die Welt mehr verändert als alles andere, es gibt Menschen, die sagen, das Internet habe die Welt mehr verändert als alles andere. Ich sage: Das Auto hat die Welt mehr verändert als alles andere. Das Auto hat die Welt versteinert und asphaltiert, das Auto hat die Welt laut gemacht, das Auto hat die Luft vergiftet und den Regen sauer gemacht, das Auto hat die Welt erwärmt. Wir alle können uns doch eine Welt, in der das Auto nicht im Mittelpunkt steht, in der das Auto nicht die Hauptrolle in jeder denkbaren Szenerie spielt, gar nicht mehr vorstellen. Die Welt wurde autogerecht umgebaut.

Aber es wird immer deutlicher, dass es so nicht weitergehen kann. Die Klimakrise und ihre Folgen erfordern eine massive Reduktion der CO2-Emissionen. Die Ungerechtigkeiten der Autogerechtigkeit, die systematische Benachteiligung all derer, die nicht Auto fahren können oder wollen oder es sich nicht leisten können oder wollen, werden von den Menschen nicht mehr akzeptiert. Es setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass der nächste gesellschaftliche Umbruch im Mobilitätssektor stattfinden muss und wird.

Eine klimaverträgliche, nachhaltige, soziale und gerechte Mobilität wird eine gesellschaftspolitische Auseinandersetzung erfordern. Es wird um nicht mehr und nicht weniger gehen als Tempolimits, autofreie Zonen, radikale Parkraumbewirtschaftung, die Umverteilung von Flächen, mithin um einen Umbau unserer Städte und Verkehrswege, um die Umstellung der Mobilität von allen weg vom Auto hin zu Bahn, Bus, Rad- und Fußverkehr zu erreichen.

Es wird aber auch um Einstellungen gehen, um Vorurteile gehen, um tradierte und tief verwurzelte Gewohnheiten, um vermeintliche Selbstverständlichkeiten. Das Auto ist für die meisten Menschen mehr als ein Fortbewegungsmittel, für manche ist es ein Familienmitglied. Und es wird auch um die Macht mächtiger Interessengruppen gehen. Für viele in der Gesellschaft, auch für viele politische Entscheidungsträger*innen gilt das Auto weiterhin als Garant für wirtschaftliche Prosperität.

An diesen Linien entlang wird die Auseinandersetzung verlaufen, sie wird deswegen möglicherweise noch heftiger als die um die Atomenergie und die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Denn sie wird in jeder Stadt, in jeder Straße, vor jeder Schule und an allen Stellen ausgetragen werden, wo statt mehr Platz fürs Rad mehr Platz fürs Auto geschaffen werden soll.

Und wo stehen wir dabei?

Wir stehen für das Radfahren als die umweltfreundlichste, gesündeste und nachhaltigste Form der Fortbewegung. Wir haben eine Lösung für das Problem. Wir wissen, dass das Fahrrad immer beliebter und für eine Verkehrswende immer relevanter wird, wir wissen aber auch, dass es von interessierter Seite immer wieder klein geredet und beiseite geschoben wird.

Das wollen wir nicht länger hinnehmen. Aus den Auseinandersetzungen um Atomkraft und Braunkohle wissen wir, dass nicht nur fachliche Argumente zählen. Ohne eine hohe Sichtbarkeit, ohne Aufmerksamkeit, ohne die Aktivierung vieler Menschen wird diese Auseinandersetzung nicht zu gewinnen sein.

Deshalb ist es wichtig, dass wir aktivistisch sind und noch aktivistischer werden. Es ist gut und richtig, dass diese Sternfahrt unter einem hochpolitischen Motto steht: 1,5° – nur mit uns! “Im Pariser Abkommen von 2015 wurde beschlossen, alles zu tun, um den Temperaturanstieg auf 1,5-Grad zu begrenzen. Dieses Ziel können wir nur erreichen, wenn wir die Energiewende endlich konsequent vollziehen und unseren Verbrauch an fossilen Brennstoffen massiv reduzieren. Dafür brauchen wir die ökologische Verkehrswende, denn der Verkehr setzt ein Viertel aller CO2-Emissionen frei. Deshalb steht diese Sternfahrt unter dem Motto: 1,5° nur mit uns! 

Es ist toll, dass so viele Menschen gekommen sind und sich mit diesem Motto identifizieren. Es ist wichtig, dass wir uns als Verband in allem, was wir tun, mehr und mehr als politisch verstehen und uns mit denen zusammentun, die die gleichen Ziele verfolgen, so wie es auch hier in Düsseldorf im Bündnis geschehen ist.

Dann kann es gelingen. Dann können wir die Autogerechtigkeit in eine klimagerechte, sozialverträgliche Mobilitätswende in lebenswerten Städten und Orten verwandeln.

#Keynote, #Speech, #Sternfahrt, #Düsseldorf, #NRW, #ADFCNRW, #FahrradSternfahrt, #Klimaschutz, #Mobilitätswende, #Verkehrswende, #Auto, #autogerecht, #carisover, #presse, #protest,

Hier Pressereaktionen dazu:

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/adfc-erwartet-tausende-radler-zu-sternfahrt-nach-d%C3%BCsseldorf/ar-AA1aQpB0

https://www.aachener-zeitung.de/consent/?ref=https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/tausende-sternfahrt-teilnehmer-adfc-will-eine-andere-verkehrspolitik_aid-89890609

https://www.sueddeutsche.de/politik/demonstrationen-duesseldorf-tausende-teilnehmer-adfc-will-andere-verkehrspolitik-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230506-99-588514

https://www.n-tv.de/regionales/nordrhein-westfalen/Tausende-Teilnehmer-ADFC-will-andere-Verkehrspolitik-article24104618.html

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