
Heute Nacht, also in der Nacht vom 24.10. auf den 25.10.2020 wurde wieder einmal „die Zeit umgestellt“. Die Uhren wurden um drei Uhr nachts auf zwei Uhr zurückgestellt. Damit gilt bei uns wieder die „Winterzeit“.
Aber was ist denn eigentlich Zeit? Und welche Bedeutung hat sie für uns, gerade auch für uns Radfahrenden?
Einstein hat wohl gesagt: Zeit ist das, was man an der Uhr abliest. Ziemlich simpel. Und ich denke für die meisten von uns auch sofort einleuchtend.

Heute Morgen hätte Einstein bei uns zu Hause ein Problem bekommen. Während die Uhren auf dem Handy und meine Garmin schon die „Stunde zurück“ aufgrund automatischer Umstellungen verarbeitet hatten, standen alle mechanischen Uhren im Haus noch auf der Sommerzeit. Also hatten wir zwei Zeiten im Haus…. Tja Einstein, und das hatte nichts mit Deiner Relativitätstheorie zu tun.
Es hatte etwas damit zu tun, dass wir uns nicht an die Konvention gehalten hatten, die Zeit an den Uhren, die nicht automatisch umgestellt werden, zur vorgegebenen Zeit umzustellen. Die ollen Dinger waren somit der Zeit noch eine Stunde voraus.
Zeit hat also auch etwas mit Konventionen zu tun. Was nun die „richtige“ Zeit ist, wird quasi durch eine internationale Konvention festgelegt. Schließlich müssen wir uns darauf verlassen können, was die Stunde geschlagen hat.

Aber warum eigentlich? Und warum ist es für uns Radelnde gerade auch so wichtig. Und: ist es das überhaupt?
Ich behaupte einmal, es ist. Denn die Zeit spielt immer dann eine Rolle, wenn wir uns mit anderen Menschen auf etwas geeinigt haben. Nur, wenn ich so für mich allein radele, zum Spaß, ohne Verpflichtungen auf einen Anfang oder ein Ende, spielt die Zeit vielleicht keine Rolle. Aber das ist ja selten der Fall. Meist radeln wir mit einem Ziel, das nicht nur örtlich definiert ist, sondern auch zeitlich. Wir wollen oder müssen irgendwann irgendwo sein. Also überlegen wir uns, wann wir starten und wir lange wir brauchen. Überlegen, wo wir lang fahren, welche Hindernisse sich uns vielleicht in den Weg stellen, welche Strecke wohl die Beste ist.
Für unsere täglichen Wege ist das wahrscheinlich schon in Fleisch und Blut übergegangen, die Überlegungen finden gar nicht mehr oder sehr routiniert statt. In den anderen Fällen kommt der Zeit noch eine viel größere Bedeutung zu. Wenn wir nämlich navigieren müssen, uns in der Welt zurechtfinden wollen, ist die Zeit unabdingbar. Beziehungsweise die Zeit nach folgender Definition: Zeit ist eine Abfolge von Ereignissen. Die offensichtlichste Abfolge von Ereignissen ist die Bewegung von Sonne, Erde und Mond. Lange definierten wir die Zeit genau darüber und grob tun wir es mit den Begriffen Jahr, Monat, Tag und den rechnerisch daraus abgeleiteten Größen wie Woche, Stunde und Minute auch noch heute.
Und so hat man in der Vergangenheit den Ort auf der Erde immer schon lokalisiert anhand der Bewegung und der Position der Gestirne, also einem Zeitbegriff. Längen- und Breitengrade sind so entstanden (sie werden auch heute noch in Minuten und Sekunden ausgedrückt), auch die Zeitzonen. Und selbst moderne Navigationssysteme funktionieren nur mit einer exakten Zeit.
Natürlich haben uns Karten und unser normaler Orientierungssinn mittlerweile die Notwendigkeit abgenommen, ständig mit einem Sextanten unseren Ort zu bestimmen, aber auch heute ist es für eine grobe Bestimmung des eigenen Aufenthaltsortes noch sinnvoll zu wissen, dass morgens (Zeit!) die Sonne im Osten (Ort!) steht und abends im Westen.

Wahrscheinlich sind das für die meisten von Euch eher theoretische Überlegungen. Fast immer kennen wir unseren Aufenthaltsort, falls nicht, hilf heute Fräulein Google mit Maps oder Herr Garmin, alle mit GPS, Glonass oder vielleicht sogar schon Galileo. Auch ohne, dass wir wissen, wie das genau funktioniert.
Wahrscheinlich wichtiger für uns ist der Begriff Zeit im Wort „Jahreszeit“. Und das hat auch wieder etwas zu tun mit Bewegung und Position bzw. Lage der Gestirne. Es wird jetzt bei uns Herbst und Winter, die Sonne scheint flacher in unser Land. Damit wird es kälter und die Tage „werden kürzer“, d.h. Sonnenaufgang und Sonnenuntergang rücken näher aneinander heran.

Und die beiden für uns ziemlich relevanten Zeitpunkte verschieben sich, was die Uhrzeit angeht. Für Köln gilt:
24.10.2020 | 25.10.2020 | |
Sonnenaufgang | 08:12 Uhr | 07:13 Uhr |
Sonnenuntergang | 18:20 Uhr | 17:18 Uhr |
Dauer | 10,14 Stunden | 10,08 Stunden |
Wer also früh zur Arbeit fahren muss, war heute besser dran als gestern. Wer spät zurück kommt, hatte gestern noch mehr Glück. Jedenfalls, wenn man lieber im Hellen fährt als im Dunkeln.
Letztendlich wird die Bedeutung der Zeit für uns eher von inneren Befindlichkeiten abhängen. Einerseits von unserer „inneren“ Uhr, die uns zum Beispiel jeden Morgen zur gleichen „Zeit“ aus dem Bett treibt, gleichgültig, wieviel Uhr es ist. Anderseits von unserer Lust, im Hellen oder im Dunkeln zu fahren. Für diejenigen von uns, die regelmäßig morgens und abends oder von morgens bis abends Rad fahren, wird es bald so sein, dass wir im Dunkeln losfahren und im Dunkeln wieder nach Hause kommen. Selbst für mich, der ich das ja jetzt schon fast zehn Jahre tue, wird es im Winter, vermutlich so Mitte Januar, einen Punkt geben, an dem ich das satt haben werde und es Überwindung kosten wird, weiter zu fahren. Dann wird aber helfen, dass die Tage wieder länger werden und es jeden Morgen heller wird. Bis die Umstellung auf die Sommerzeit uns dann wieder eine Stunde „zurückwerfen“ wird.

Egal.
Ich fahre immer. Und unter fast allen Bedingungen.
