Du brauchst keine Angst haben, aber Respekt schon

Als unser Teamchef Lars das zu mir ein paar Tage vor unserem Start beim 24-Stunden Rennen von Rad am Ring sagte, konnte ich noch nicht ahnen, wie schmal der Grat zwischen Angst und Respekt sein würde am letzten Juli Wochenende auf der Nordschleife des Nürburgrings.

Fangen wir vorne an.

Das Team

„Wir“, das ist das Don Quälix Raceteam Radreisen Beck. Lars, Udo und Albert hatten sich schon gefunden, irgendwie stieß ich dann auch noch dazu.

Am Samstag brachen wir mit dem hübschen Gespann auf dem Bild auf und erreichten unser Lager an der Box von Radreisen Beck direkt an der Strecke.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, ging es erst mal Siegerfoto machen.

Alfred nordete uns dann zusammen mit seinen anderen Fahrern und einer Fahrerin ein.

Ich wusste, dass Franco, mein Bikebuddy von Kelheim, mit seinem Betreuerteam am Ring schon wieder als Einzelfahrer startete, also schnell mal hin. Der genaue Standplatz der „Turboente“ war schnell gefunden.

Los gehts

Na ja. Und dann ging es los.

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir über Tag immer nach einer Runde wechseln wollten. Lars, erfahren wie er ist, fuhr die erste Runde und stürzte sich ins Startgewusel. Ich mimte die Zwei, sollte an Udo übergeben und Albert sollte dann die Zeit aufholen, die wir drei verbraten hatten (was er auch tat, davon später mehr).

Nach weniger als zwei Stunden schickte ich Udo auf die Strecke.

Das Wetter war gut. Noch. Die Stimmung high. Bis zum Schluss.

Die Strecke

Leute, normalerweise darf ich ja gar nichts über die Strecke sagen, so als totaler Newbie. Tue ich aber trotzdem.

Also, das Rennen findet ja auf der Nordschleife des Nürburgrings statt. Wer kennt nicht die Namen der Streckenabschnitte: Hatzenbach, Fuchsröhre, Bergwerk, Karussell, Hohe Acht, Schwalbenschwanz. Und wer kennt nicht den zweiten Namen der Nordschleife: Die grüne Hölle. Warum mag der Kurs so heißen?

Also Grün ist klar. Die Strecke führt bis auf das kurze Stück durchs Fahrerlager und über die Zielgerade nur durch die Natur der Eifel, Wald und Wiesen.

Lasst uns über Hölle reden.

Wie bitte? 500 Höhenmeter auf 25 km? Nach meinem Gefühl weniger als drei Kilometer flach und gerade. Der Rest hoch, runter und kurvig. Und hoch und runter heißt hoch und runter.

Halsbrecherisch die Abfahrten, lang und steil die Steigungen. Hölle, ja. Voll!

Unvergleichlich, solche 25 Kilometer bin ich noch nie zuvor gefahren.

Angst? Nein. Respekt: oh ja.

Das Wetter

Später sollten die Auguren sagen: so schlimm war es noch nie.

Eine Runde war es mir vergönnt, meine Erste, auf trockenen Belag zu fahren. Dann kam Regen, ab und zu unterbrochen von trockenen Abschnitten.

Dann kam DER Regen. Nach Mitternacht kam auch noch DER Nebel.

Die Abfahrten wurden, sagen wir mal, schwierig. Wir hatten keine Sicht und die Fahrbahn war nass. Ein Glück, dass der Belag der Nordschleife wirklich perfekt ist, sie wurde zu keinem Zeitpunkt wirklich rutschig oder schmierig. Trotzdem soll es Stürze gegeben haben, zu hohe Geschwindigkeit auf der nassen Strecke.

Angst? Ein bißchen, vor der ersten Regenfahrt. Respekt? Definitiv!

Meine letzte Runde wurde die Schlimmste. Der Regen prasselte nur so. Das Wasser rann über die Fahrbahn, an einigen Stellen spülte es Erde und kleine Steine darauf. Das war nicht nur meine letzte Runde, sondern auch meine Langsamste.

Das Wetter hatte auch, klar wollte das niemand zugeben, Auswirkungen auf die Moral. Alle Klamotten waren pitschnass. Manche hatten nicht genug Zeugs zum Wechseln dabei. Ein Glück, dass es noch einigermaßen warm war, auch in der Nacht.

Foto: Radreisen Beck

Die Box

Alfred und sein Team hatten schon am Freitag die Box aufgebaut. Wir hatten alle ein Dach über dem Kopf und Rund um die Uhr Verpflegung. Und immer ein Lächeln und ein gutes Wort.

Foto: Radreisen Beck

Das war echt super.

Dicker Dank an Euch, Ihr Lieben!

Das Rad

Ich kann immer noch nicht so richtig glauben, dass mir Alex disses Teilchen für Kelheim und den Ring geliehen hat. Hat er aber.

Supreme-Schrauber Lars war vor dem Rennen noch mal drüber gegangen. Mu Kuh Lenkerband war dann das Schleifchen am Kunstwerk.

Und das Canyon Ultimate machte einfach seinen Job. Runter, hoch, bei trockenem Belag, bei Nässe, bei Regen. Absolut verlässlich, ohne Schaden, ohne Mucken.

Leider geil!

Was ging?

Das Don Quälix Raceteam Radreisen-Beck hat bei Rad am Ring 24 Stunden Rennrad 22 Runden und damit 550 Kilometer zurück gelegt. Von 635 4er Teams sind wir 249. geworden. Von 93 Teams unserer Klasse haben wir den 30. Platz belegt.

Wir waren ehrgeizig, aber nicht verbissen. Wir hatten uns Spaß vorgenommen, aber die Rennbedingungen machten Ernsthaftigkeit und Umsicht erforderlich. Wir sind alle heile durch gekommen.

Albert war der Knaller. Er wollte partout, im Gegensatz zu uns anderen, nie länger als eine Stunde auf der Strecke sein. Er hat uns damit die Zeit heraus gefahren, die wir für die 22. Runde brauchten. Super Leistung.

Und seit seiner Doppelrunde in der Nacht weiß ich auch, warum Don Quälix Don Quälix heißt.

Wir können stolz auf uns sein.

Wie geht es Dir?

Die Worte, die ich am häufigsten las, als ich meine Socials aufrief nach dem Rennen.

Ich bin sechs mal durch die Fuchsröhre und über die Hohe Acht gefahren. Durch eine taktische Meisterleistung des Teams sogar auch noch die sechste Runde mit Transponder, so dass ich die 22. Runde unseres Teams ins Ziel brachte.

Zweimal hab ich „gegelt“, zwei Tütchen vor der Höhen Acht auf dem zweiten Durchgang der Doppelrunde und eins auf der letzten Runde zu Beginn der Anstiege.

Mir ging es immer gut. Vor, während, nach dem Rennen, in den Pausen. Ich war heiß auf meine sechs Runden und habe sie gemacht.

Gerne wieder?

Jup.

6 Kommentare zu „Du brauchst keine Angst haben, aber Respekt schon

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