
Gestern Nachmittag besuchte ich kurz meinen Freund, mit dem ich vor ein paar Tagen die Braunkohlemeiler im rheinischen Braunkohlerevier abgeklappert hatte. Er erzählte mir, dass er am Wochenende noch mal ganz nah ans Kraftwerk Frimmersdorf heran gefahren war, das wir damals ja nur aus der Ferne gesehen hatten.

Gleichzeitig erzählte er mir, dass er sich jetzt gerade intensiv mit dem Thema Braunkohlebergbau und dessen Geschichte auseinander setzt und sagte ganz ungläubig: „Hey, Axel, alles, auf was wir hier so fahren, hat mit Braunkohle zu tun!“

Auch ihn hat sie gepackt, die Faszination, die von einem gigantischen industriellen Prozess ausgeht, der sich schon über Jahrhunderte hinzieht und der die Gegend, in der wir leben, geprägt hat.
Aktuell ganz offensichtlich sind die Schnitte in die Landschaft, die Tagebaue, hier der Tagebau Hambach, in denen die Kohle abgebaut wird.

Sie und die in ihnen zum Einsatz kommenden Großgeräte, Maschinen und Anlagen ziehen viele Menschen an, viele kommen jetzt zu den Tagebauen, um einen Blick hinein zu werfen. Bei aller Verneigung vor der technischen Leistung, die hier offensichtlich wird, wird es die meisten Besucher auch etwas gruseln, denn so sieht Erde, Landschaft, Umwelt nun einfach einmal nicht aus.

Und so wie St. Albanus und Leonardus in Manheim (der Name wird heute immer öfter mit „alt“ ergänzt, weil der Ort aufgrund der Umsiedlung seiner Anwohner nach Manheim „neu“ schon fast verlassen ist) sehen eben auch keine Kirchen aus. Die Glasfenster wurden entfernt und durch Bretterverschläge ersetzt, die Kirche steht vor der Niederlegung. Durch einen Umsiedlungsort zu fahren ist ziemliches Grauen. Aufgegebene Heimat. So kommt einem das vor.

Während an den Kraftwerken und Tagebauen sowie in den Umsiedlungsorten der Prozess der Braunkohlegewinnung unmittelbar erlebbar ist, ist dies in den Arealen, die nach dem Tagebau entstehen, eher nicht mehr der Fall. Natürlich fragt man sich, wieso auf einmal inmitten einer vollständig flachen Landschaft eine Anhöhe auftaucht….. Na ja, könnte ja irgendwie sein. Ist aber nicht irgendwie, na klar. Die Höhe hier hinter mir, die Sophienhöhe, besteht aus Abraum. Ebenso wie die anderen Höhen hier in der Umgebung.
Glessener Höhe Sophienhöhe Wiedenfelder Höhe
Die Landschaft nach dem Braunkohleabbau wird „rekultiviert“. Das kann vieles heißen. Meine Fahrten führen mich im Wesentlichen durch Landwirtschaft und auch wieder angelegte Naturräume wie Wälder, hier die Sophienhöhe.

Viele würden sagen, nein, das ist kein Wald, das sind Pflanzungen. Ich bin vor einigen Jahren schon einmal auf die Sophienhöhe gefahren, da war allerdings Winter.

Dennoch wirkte der Wald damals nicht so als Wald wie heute. Ich denke, wenn man nicht wüsste, was da passiert ist, würde man nicht so ohne weiteres vermuten, dass das alles erst vor relativ kurzer Zeit „angelegt“ wurde und mit dem Braunkohleabbau etwas zu tun hat.
Faszinierend. Das ist das alles schon. Irgendwie kann ich mich dem Bann, der von dem allen ausgeht, nicht entziehen. Kein Wunder, ich lebe mitten darin und fahre hier Rad. Es gibt keinen Quadratkilometer hier, der nicht vom Braunkohleabbau geprägt wäre. In mir ist eine Mischung aus Anerkennung der technischen, aber auch der menschlichen körperlichen wie geistigen Leistung, die in all dem steckt. Gleichzeitig befällt mich aber auch das Erschrecken darüber, dass das, was vorher war, unwiederbringlich den Baggern zum Opfer fällt und verloren geht.
Puh.
Das Lied, das mir dazu einfällt, ist:
Und auch der Farbklecks heute ist ambivalent:

😎 fahre doch auch einmal von Türnich in Richtung Brühl Weilerswist durch die Wälder das wird in keinem Bericht erwähnt da war auch die Braunkohle und da wirst Staunen was Rekultuwiert wurde da spricht heute keiner mehr von
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Ach, ich gelegentlich schon. Bin dort auch schon gefahren. Hast du eine gute Strecke? Vielleicht sogar ein gpx?
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Uhrzeit: Jeden Mittwoch, 20:15 Uhr
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