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Keynote Speech Fahrrad Sternfahrt Düsseldorf 05.05.2024

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Radlerinnen und Radfahrer, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Zubringern zur Sternfahrt Düsseldorf und der Kundgebung hier,zunächst einmal: Vielen, vielen Dank dafür, dass Ihr wieder einmal so zahlreich Flagge zeigt für das Radfahren und, wie immer bei der Sternfahrt, für die damit verbundenen klima- und verkehrspolitischen Ziele! Die Verbindung zwischen…

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Radlerinnen und Radfahrer, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Zubringern zur Sternfahrt Düsseldorf und der Kundgebung hier,
zunächst einmal: Vielen, vielen Dank dafür, dass Ihr wieder einmal so zahlreich Flagge zeigt für das Radfahren und, wie immer bei der Sternfahrt, für die damit verbundenen klima- und verkehrspolitischen Ziele!

Die Verbindung zwischen klimapolitischen und verkehrspolitischen Zielen ist eine der spannendsten und wichtigsten in der aktuellen Debatte. Das Motto der Sternfahrt zeigt dies eindrucksvoll: Im letzten Jahr ging es um die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bei der Erderwärmung, dieses Jahr geht es um längere, breitere und sichere Radwege. Eine logische Abfolge!

Da kann die Bundesregierung noch so sehr versuchen, das Versagen von Bundesverkehrsminister Wissing zu vertuschen, indem sie die Sektorziele aufhebt – der Verkehrssektor ist und bleibt die Bremse beim Klimaschutz, und das hat auch und vor allem zu tun damit, dass die Chancen, die im Radverkehr liegen, von den Verwaltungen auf allen Ebenen, Bund, Land, Kreisen und Kommunen, liegen gelassen werden. Dabei gibt es im Radverkehr den Game Changer schlechthin: Das Elektrorad, dass die meisten der Limitierungen, die dem Radverkehr von interessierter Seite in der Vergangenheit immer angedichtet wurden, nachweisbar aufhebt. Längere Distanzen und Steigungen werden leicht zu bewältigen, größere Lasten können ohne nennenswerte Anstrengungen bewegt werden. Das Rad wird zum vollwertigen Verkehrsmittel sowohl im privaten wie im gewerblichen Bereich.

Aber gerade das Elektrorad legt das Kernproblem im Radverkehr noch einmal mehr offen: fehlende durchgehende, breite, sichere und angenehm zu fahrende Radinfrastruktur. Auch hier, in Nordrhein-Westfalen, dem Land mit dem ersten Fahrradgesetz in einem Flächenland.

Von der Zielsetzung 25% Radverkehrsanteil im Jahr 2025 sind wir meilenweit entfernt. Wir können von Glück reden, wenn die Landesregierung die ihr nach FanaG aufgetragenen vorbereitenden Aufgaben, die längst erledigt sein müssten, wie die Entwicklung eines landesweiten Radvorrangnetzes, in 2024 abgeschlossen sein werden.

Bei konkreten Maßnahmen sieht es trübe aus.

Radschnellwege – wie gemacht für den schnellen Radverkehr auch über größere Distanzen etwa mit Elektrorädern, kommen nicht aus den Puschen. Vor über zehn Jahren mit fünf Vorzeigeprojekten als Tiger gesprungen ist die Landesregierung als Bettvorleger gelandet: fast nichts ist realisisert. Das Leuchtturmprojekt RS1 von Mühlheim nach Hamm mäandert dahin, immerhin gibt es immer wieder einmal ein Teilstück, das Gestalt annimmt. Minister Krischer hat versprochen, den Ausbau der Radschnellwege zu forcieren, wir werden dran bleiben.

1000 Kilometer neue Radwege bis zum Ende der Legislatur hat die Landespolitik im Koalitionsvertrag versprochen. Etwas mehr als 10% scheinen davon aktuell, nach immerhin schon zwei Jahren an der Regierung, realisiert sein. Das Ziel dürfte also nur erreicht werden, wenn jeder Meter, der irgendwo gebaut wird, also auch als städtischer oder Bürgerradweg, zusammengekratzt wird. Dabei ist so viel zu tun, sind doch überhaupt erst an etwa der Hälfte der Straßen in der Zuständigkeit des Landes, straßenbegleitende Radwege vorhanden.

Und wie es um die bestellt, ist, behält uns die Landesregierung vor, obwohl die Zustandserfassung der bestehenden Radwege, die auch schon lange vollendet sein sollte, mittlerweile wohl abgeschlossen ist. Warum, dürfte klar sein: Viele der etwa 5.600 Kilometer in der Baulast des Landes dürften sich als das herausgestellt haben, was wir jeden Tag feststellen müssen: als wahre Trümmerhaufen. Es ist zuvermuten, dass sich ein erheblicher Sanierungsbedarf herausgestellt hat, auf den die Landesregierung zuerst einmal eine passende Antwort finden muss.

Eine Antwort, warum es nicht voran geht, kennen wir: Fachkräftemangel und ein leergefegter Arbeitsmarkt für Verkehrsplaner*innen. Doch hier gilt: solange Radwegebau und -sanierung nicht die TOP-Priorität bekommen, werden die Menschen auch nicht darin ihre berufliche Perspektive sehen. Auch hier ist ein Umdenken und Umlenken mehr als an der Zeit.

Dennoch: das Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz von NRW hat vieles in Gang gesetzt, was vorher nicht einmal auf der Tagesordnung von Politik und Verwaltung war. Jetzt gilt es für uns, weiter darauf zu drängen, dass die Dinge erledigt werden, dass geplant und gebaut wird. Das können wir als ADFC auf allen Ebenen tun, indem wir weiter unsere verkehrspolitische Arbeit tun und Einfluss nehmen auf die Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung. Und das können wir alle tun, in dem wir viel und weit Rad fahren und überall Flagge zeigen, bei Sternfahrten, bei Demonstrationen, bei Critical Masses, bei Kidical Masses und nicht zuletzt auch bei den Touren des ADFC, die, und das ist ein Wunsch, den ich speziell habe, zunehmend politischer werden müssen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit nicht ohne zu erwähnen, dass ich heute nur als Ersatz für Rebecca Peters hier aufgetreten bin. Rebecca ist, wenn man so will, Opfer des Klimawandels, zumindest aber des Starkregens am Donnerstag geworden und musste ihre Teilnahme hier leider absagen. Ich bitte Euch darum, Rebecca mit einem kräftigen Applaus, der bis nach Köln zu hören ist, zu grüßen und ihr alles Gute zu wünschen.

Antwort auf „Keynote Speech Fahrrad Sternfahrt Düsseldorf 05.05.2024”.

  1. Ende einer Dienstfahrt – Warum ich Rad fahre

    […] Sternfahrt in Düsseldorf Sonntag mit dem voll aufgemotzten Icletta. Schön wars, ich glaube, meine Rede kam auch ganz gut […]

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