
Critical Mass und Corona, ein ziemlich schwieriges Verhältnis. Aber vielleicht auch eine Chance, eine Chance auf Rückbesinnung.
Bei der Critical Mass ging es ursprünglich um dem Schutz von Fahrradfahrenden im Auto-dominierten Straßenverkehr. Ziel war, Radfahrende wieder auf die Straße zu bringen. Der Slogan war „Reclaim the streets“ oder, etwas kämpferischer, „Regain the streets“.
Siehe auch hier:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Critical_Mass_(Aktionsform)
oder noch besser hier:
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Critical_Mass_(cycling)
Dieser Slogan ist gerade auch im Corona Zeiten brandaktuell. In Köln steht man als Radfahrende*r mit Fußgänger*innen zusammen dicht gedrängt an Ampeln, während sich direkt nebenan vier Autospuren mehr oder weniger leer durch die Stadt ziehen. Von Abstand und Sicherheit kann auf dem engen Raum, den die Stadtplaner der Vergangenheit für den nicht motorisierten Verkehr gelassen haben, nicht die Rede sein. Deswegen müssen Radfahrende die Straßen nutzen dürfen. Und genau dafür müssen auch Zeichen gesetzt werden.
Die Critical Mass Bewegung hatte immer die Sicherheit des Pulks zum Ziel. Dafür haben die Critical Masses immer (nach außen) die Regeln des Straßenverkehrs beachtet und (nach innen) Regeln und Rollen etabliert (z.B. Corken), die die Sicherheit der Mitfahrenden gewährleisten.
Dies ist im Großen und Ganzen ohne Organisation, ohne Veranstalter, geschehen. Für Critical Masses gab es einen vorab bekannten Ort und einen vorab bekannten Zeitpunkt. Und Rad Fahrende, die sich dann und dort einfanden, um zusammen sicher über die Straßen der Stadt Rad zu fahren. Darüber hinaus haben sich im Laufe der Zeit bei den Mitfahrenden einige Regeln etabliert, die sozusagen in die Chemie der Fahrten und das Verständnis der Mitfahrenden eingegangen sind.
Warum soll es also jetzt nicht so sein, dass auch die Sicherheitsbedürfnisse, die sich aus Corona ergeben, von einer Critical Mass bedient werden? Klar, „Mass“ und Corona vertragen sich eher nicht gut. Aber wer sagt, dass es per se nicht viel sicherer ist, mit Abstand auf den Straßen zu fahren als ohne Abstand auf den „Bürgersteigen“.
Meine „Lieblings“-CM hat für ihre August Ausgabe ein paar Überlegungen angestellt, wie das laufen könnte. Und auch die deuten auf eine Rückbesinnung auf das Radfahren über die Straßen der Stadt. Partyelemente und disziplinloses Fahren während der Fahrt gehen eben nicht mehr.
Eine Chance.
Ein Ort, eine Zeit, Ihr wisst bescheid.
Ein Kommentar zu „Nur ein Ort, nur eine Zeit“